Glawe: Preisträger stehen beispielhaft für ausgeprägten Erfindergeist, Innovationskraft und Tatendrang des Handwerks in Mecklenburg-Vorpommern
28.11.2017Jubiläum im Handwerk: Zum 20. Mal wurde am Dienstag der „VR-Innovationspreis Handwerk“ in Schwerin verliehen (von 1998 bis 2012 als VR-Technologiepreis; seit 2013 als VR-Innovationspreis Handwerk). Insgesamt vier Unternehmen erhielten von Wirtschaftsminister Harry Glawe, dem Präsidenten der Handwerkskammer Schwerin Peter Günther und dem Vorstand der VR-Bank eG Wilhelm Josef Plum die Auszeichnung: Geigenbau Bernhard Ritschard aus Herrnburg (Landkreis Nordwestmecklenburg), H.O. Schlüter GmbH aus Lübz (Landkreis Ludwigslust-Parchim), ACALOR Technik Scheel KG aus Lübow (Landkreis Nordwestmecklenburg) und Red Rebane GmbH aus Schwerin. „Die Preisträger stehen beispielhaft für den ausgeprägten Erfindergeist, die Innovationskraft und den Tatendrang, den das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern auszeichnet. Die Auszeichnung würdigt Unternehmen, die sich um die Einführung und Umsetzung neuer technischer Lösungen und innovativer Konzepte verdient gemacht haben. Wichtig ist jetzt, dass die Innovationskraft des heimischen Handwerks auch über die Landesgrenzen hinaus noch bekannter wird“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe vor Ort.
Glawe fordert, Möglichkeiten von Forschung und Entwicklung stärker zu nutzen
Wirtschaftsminister Glawe warb bei der Preisverleihung dafür, vor allem auch im Handwerk verstärkt die Möglichkeiten von Forschung und Entwicklung zu nutzen. „Wichtig ist, dass sich die Innovationen aus dem Wirtschaftszweig heraus zu durchsetzungsfähigen Konzepten, zu absatzstarken Produkten und erfolgreichen Geschäftsmodellen weiter entwickeln. Wir unterstützen das Handwerk mit vielfältigen Instrumenten, die eigenen Entwicklungen zur Marktreife zu bringen“, sagte Glawe.
Das Wirtschaftsministerium fördert unter anderem IT- und Innovationsberater der Handwerkskammern, die Firmen bei Fragen zu Internetpräsenz und Webseiten unterstützen. Über die „Richtlinie zur Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation“ haben Unternehmen die Möglichkeit, sich Unterstützung für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben einzuholen – unter anderem für Verbundvorhaben mit Forschungseinrichtungen, Schutzrechte, Durchführbarkeitsstudien oder Prozessinnovationen.
30 innovative Vorhaben im Handwerk bewilligt
Insgesamt stehen in der Förderperiode bis 2020 aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) für die Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation 168 Millionen Euro zur Verfügung. Bisher (Stand: 31.12.2016) wurden unter anderem Zuschüsse von insgesamt 53,8 Millionen Euro für 182 Vorhaben bewilligt; davon 42,1 Millionen Euro für 104 Verbundforschungsvorhaben, 6,9 Millionen Euro für 22 einzelbetriebliche Vorhaben, drei Millionen Euro für 37 Durchführbarkeitsstudien, 300.000 Euro für acht Schutzrechtsanmeldungen, 800.000 Euro für sechs Innovationsberatungsdienste und innovationsunterstützende Dienstleistungen. Von den bewilligten Förderungen gingen insgesamt 21 Millionen Euro an kleine und mittlere Unternehmen für 102 Projekte, 9,4 Millionen Euro an große Unternehmen für 24 Projekte und 7,6 Millionen Euro für 30 Projekte an Unternehmen des Handwerks.
Die Preisträger des VR-Innovationspreises des Handwerks im Überblick:
Ein Innovationspreis für die Entwicklung des Purist Pro-Gepäckträger-Rucksacks (Rucksack und Fahrradtasche in einem – mit eingearbeiteter, montagefreier Gepäckträgeraufnahme) ging an die Firma Red Rebane GmbH aus Schwerin (Preisgeld 2.000 Euro). Das Schweriner Start Up-Unternehmen fertigt in der eigenen Manufaktur in Handarbeit innovative und nachhaltige Taschen - neben Rucksäcken, Messenger Bags und Gürteltaschen auch Fahrradtaschen. Die Produktion beruht auf traditionellen Handwerkstechniken der Sattler und Täschner, die seit Jahrhunderten bewährt sind. „Nach mehr als zwei Jahren Entwicklungszeit ist in Handarbeit eine hochwertige Tasche entstanden. Mit Liebe zum Detail und höchsten Ansprüchen an Design und Funktionalität haben die Macher von Red Rebane einen hochfunktionalen Rucksack entwickelt“, sagte Glawe.
Ein Innovationspreis (Preisgeld 1.500 Euro) für die kontinuierliche Weiterentwicklung ihrer Direkt-Kondensations-Wärmepumpe wurde an die Firma ACALOR Technik Scheel KG aus Lübow (Landkreis Nordwestmecklenburg) überreicht. Die ACALOR-Heizung ist eine Luft-Wärmepumpe nach dem Direktkondensationsprinzip, die als Strahlungsheizsystem wirkt. Bei der Direktwärmepumpentechnik wird der geschlossene Kreisprozess der Wärmeaufnahme und Wärmeabgabe auf das gesamte Haus ausgedehnt. Als Gesamtsystem werden mittels der Technik automatisch die Temperatur im Wohnbereich und die Warmwasserbereitung geregelt. „Hier ist durch eigene intensive Forschung ein sich selbst regulierendes Heizsystem entstanden“, sagte Glawe.
Die Auszeichnung „Prozessentwicklung“ (Preisgeld: 1.000 Euro) erhielt die H.O. Schlüter GmbH aus Lübz (Landkreis Ludwigslust-Parchim) für die Realisierung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses für Energieeffizienz auf Grundlage eines detaillierten Energie-Monitorings und des daraus entwickelten, ganzheitlichen Gebäudeautomatisierungskonzeptes. Das Unternehmen ist in den Bereichen Metallbau und Kunststoffbau tätig und hat sich auf Fenster, Türen und Fassadenelemente spezialisiert. Neu aufgenommen wurde ein Geschäftsfeld zur intelligenten Kompletterfassung, Auswertung und Verbesserung von Energieströmen in Gebäuden. Das Unternehmen übernimmt für Architekten und Bauherren die Beratung in Bezug auf gesunde und energieoptimierte Gebäude, erstellt die Gebäudesimulationen anhand realer Wetterdaten, entwirft Energiekonzepte, realisiert die Elektro- und MSR Planung sowie das Hydraulikschema. Die Erstellung, Integration und Inbetriebnahme der Gebäudeautomation gehört ebenso dazu wie der Service und die Wartung der Automationslösung im gesamten LifeCycle. „Geplant ist ein Gebäudeleitsystem, das die Automatisierung über ein einziges System steuert. So können Lebenszykluskosten von Gebäuden langfristig gesenkt werden“, sagte Glawe.
Der Sonderpreis: „Innovation - ALTES HANDWERK“ (Preisgeld 1.000 Euro) wurde an das Unternehmen Geigenbau Bernhard Ritschard aus Herrnburg (Landkreis Nordwestmecklenburg) verliehen für die Rekonstruktion eines Violonen (historisches Streichinstrument) nach historischen Quellen. Der gebürtige Schweizer Bernhard Ritschard hat seinen Beruf in der italienischen Geigenbauerstadt Cremona erlernt und fertigt heute in der eigenen Werkstatt historische Streichinstrumente und Bögen neu an. Zu seinen Dienstleistungen gehören auch Reparaturen, Bogenbehaarungen und Rückbau moderner Streichinstrumente. Der Kundenkreis kommt nach Unternehmensangaben aus Europa und Asien. Für den Wettbewerb fertigte er einen Violonen nach italienischem Vorbild. Der innovative Neubau entstand aus der Recherche von historischen Textquellen, einem ähnlichen Instrument im Museum von Brescia (Italien) und dessen Abbildungen auf Gemälden im geografischen und zeitlichen Kontext. „Hartnäckig hat Bernhard Ritschard eine umfangreiche Recherche auf sich genommen, um das Instrument detailgetreu in seiner ursprünglichen Form nachzubauen“, sagte Glawe.
Informationen zum VR-Innovationspreis Handwerk
Die Handwerkskammer Schwerin, das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern sowie die Volks- und Raiffeisenbanken schreiben den Preis jährlich gemeinsam für technische und technologische Innovationen und zukunftsorientierte Unternehmenskonzepte aus. In diesem Jahr hatten sich 17 Unternehmen mit insgesamt 18 Produkten und Konzepten beworben. Neben einem Preisgeld von insgesamt 5.500 Euro erhielten die ausgezeichneten Unternehmen zusätzlich ein exklusives dreiminütiges Filmporträt, produziert von TV Schwerin.