Glawe: Lebensdauer von Turbinenschaufeln soll deutlich erhöht werden
22.08.2017Das Schweriner Unternehmen OT Oberflächentechnik GmbH & Co. KG forscht derzeit zusammen mit der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt Mecklenburg-Vorpommern GmbH (SLV M-V GmbH, Rostock) an einem neuen Schweißverfahren. Dieses soll bei der Instandsetzung von Turbinenschaufeln angewendet werden und so deren Verschleißwiderstand deutlich erhöhen. „Ziel des neuen Verfahrens ist es, Ausfallzeiten aufgrund von Reparaturen in Zukunft deutlich zu reduzieren. Denn Turbinenschaufeln sind in der Regel sehr heißrissempfindlich und damit nur bedingt schweißbar. Aufgrund der extremen Betriebsbeanspruchungen unterliegen die Turbinenschaufeln einem ungemein hohen Verschleiß, dass macht die Instandhaltung sehr kostenintensiv“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe.
Vorwärmtechnik für Laserpulverschweißanlagen wird entwickelt
Turbinen sind rotierende Strömungsmaschinen, die durch strömende Flüssigkeiten oder Gase mechanische Leistung erzeugen. Zum Einsatz kommen sie beispielsweise in den Antriebseinheiten von Flugzeugen oder Schiffen, aber auch in Gas- oder Ölkraftwerken. In der Regel werden die Schaufeln von Turbinen aus Nickelbasislegierungen gefertigt, die nur bedingt zum Schweißen geeignet sind. Um dennoch Rekonditionierungsverfahren durchführen zu können, sollen die Laserpulverschweißanlagen in dem Vorhaben mit einer induktiven Vorwärmtechnik ausgestattet werden. Somit kann neben der konventionell-automatischen Schweißfertigung im Kronenbereich ohne Vorwärmung zukünftig auch eine spezielle Schweißfertigung erfolgen, bei der die Turbinenschaufeln im Kronenbereich lokal vorgewärmt werden. „Der Lösungsansatz des Forschungsvorhabens sieht vor, dass eine weitgehend eigenständige Einheit entwickelt wird. Das hat den Vorteil, dass diese bei Bedarf an der Fertigungsanlage direkt angebracht und über eine Hard- und Software-Schnittstelle verbunden werden kann“, sagte Glawe.
Zwei Projektpartner forschen an dem innovativen Verfahren
Der Fokus der OT Oberflächentechnik GmbH liegt zunächst auf der technischen Vorbereitung der geplanten Versuchsschweißungen sowie der anschließenden metallurgischen Untersuchung und deren Auswertung. Die SLV M-V GmbH wird federführend für die Schweißversuche verantwortlich sein. Zusätzlich wird die Forschungseinrichtung die Anforderungen zur Durchführung einer digitalen Radioskopie ermitteln und daraus resultierend die Verfahrensparameter bestimmen sowie diese in realen Bauteilversuchen validieren. „Die Fertigstellung, Erprobung und Inbetriebnahme der Anlagentechnik ist für den Beginn des nächsten Jahres vorgesehen“, sagte Glawe.
Wirtschaftsministerium unterstützt vor Ort
Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben aus Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) in Höhe von knapp 662.000 Euro. Insgesamt belaufen sich die Investitionen der Projektpartner auf mehr als 950.000 Euro. Für die Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation (FEuI) stellt das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern in der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 insgesamt 168 Millionen Euro aus EFRE-Mitteln zur Verfügung. Unterstützt werden vor allem auch Verbundprojekte. Das sind Projekte von Unternehmen, Hochschulen sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Die Projektpartner
Die OT Oberflächentechnik GmbH & Co. KG ist ein zertifiziertes Unternehmen, das sich auf die komplette Regeneration von Bauteilen aus stationären Gas- und Dampfturbinen sowie auf das Oberflächenbeschichten mit metallischen und keramischen Werkstoffen spezialisiert hat. Das Unternehmen bietet seinen Kunden individuelle Applikationen für die Bearbeitung von Bauteilen aus unterschiedlichen, überwiegend Hochtemperatur-Werkstoffen an.
Die Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt Mecklenburg-Vorpommern GmbH ist eine staatlich anerkannte Einrichtung nach dem Weiterbildungsförderungsgesetz. Gegründet wurde sie 1990 an der Universität Rostock, Fachbereich Maschinenbau und Schiffstechnik. Für die Gründung war bestimmend, auf den Gebieten der Werkstoff-, Schweiß- und Lasertechnik in Mecklenburg-Vorpommern beratend und unterstützend tätig sein zu wollen, das Prüf- und Überwachungssystem auf diesen Gebieten zu fördern und damit einen Beitrag für die Entwicklung und den Wiederaufbau von Wirtschaft und Industrie zu leisten.