Glawe: Neuer Balancer unterstützt ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
10.01.2017Die KIS Kran- und Industrieservice GmbH in Wismar entwickelt derzeit zusammen mit dem Rostocker Fraunhofer-Anwendungszentrum für Großstrukturen in der Produktionstechnik (Fraunhofer AGP) einen neuartigen „Balancer“, der im Vergleich zu herkömmlichen Systemen dieser Art wesentlich flexibler und intelligenter die Hebearbeit in vielen Branchen gestalten soll. Ein Balancer ist eine kranähnliche Struktur, die Menschen beim Heben von Gegenständen unterstützt. Es handelt sich um ein handgeführtes Gerät, das mittels Sensor- und Antriebstechnik die durch den Bediener aufgebrachte Muskelkraft misst, verarbeitet und proportional verstärkt, so dass sich Gegenstände gefühlt schwerelos heben und versetzen lassen. „Mit der Erweiterung ihrer Produktpalette will sich das Wismarer Unternehmen breiter aufstellen, den Service ausbauen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit stärken sowie die Arbeitsplätze sichern“, betonte Wirtschaftsminister Harry Glawe. „Gerade in Zeiten des demografischen Wandels gewinnt die ergonomische Arbeitsplatzgestaltung in Form erleichterter Arbeitsbedingungen enorm an Bedeutung. Davon profitieren die Mitarbeiter im Unternehmen.“
Made in Wismar - Entwicklung und Produktion des Balancers werden im Unternehmen realisiert
Nach erfolgreicher Durchführbarkeitsstudie zur „Entwicklung eines FLexiblen und INTelligenten (FLINT)-Balancers“ arbeitet das Wismarer Unternehmen nun an der Markteinführung. Im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojektes soll ein erstes Funktionsmuster des FLINT entstehen. Die Analysephase für die Schlüsselkomponenten und -systeme befindet sich bereits kurz vor dem Abschluss. Anfang 2017 wird mit der detaillierten konzeptionellen Ausgestaltung begonnen.
Der FLINT wird über ein Fahrwerk verfügen, das ihn an verschiedensten Orten einsetzbar macht. Gepaart mit einem Universalgreifer kann die Hebetechnik „made in Wismar“ ein hohes Maß an Flexibilität gewährleisten. Herkömmliche Balancer sind zumeist ortsfest und auch im Bereich der Greiftechnik relativ festgelegt. Der FLINT soll eine direkte Online-Kopplung an die Betriebsdatenerfassung (BDE) beziehungsweise das Produktionsleitsystem (MES) des Betriebs erhalten. So unterstützt er beispielsweise bei der Fortschrittskontrolle oder setzt Störungsmeldungen ab. Auch können über die integrierte digitale Steuerungseinheit beispielsweise Verfahrensanleitungen oder Arbeitsanweisungen ausgegeben werden. Dabei werden die gegriffenen Gegenstände automatisch identifiziert und die entsprechenden Informationen aus dem Unternehmensnetzwerk gezogen. Neben dieser flächendeckenden Vernetzung mit anderen betrieblichen Kapazitäten stellt auch der elektrische Strom als Energiemedium eine Innovation dar. Gegenüber den klassischen pneumatischen oder hydraulischen Balancern lässt sich so eine deutlich größere Abdeckung erzielen. So kann der FLINT branchenübergreifend eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung realisieren. Wirtschaftsminister Harry Glawe betonte, dass nicht nur das ausgeklügelte Hebesystem im Land entwickelt wird, sondern auch in der firmeneigenen Produktionsstätte in Wismar gefertigt werden soll. „Ein Teil des Forschungs- und Entwicklungsprojektes ist die Konzeption einer Fertigungslinie vor Ort. Das entspricht einer optimalen Wertschöpfung“, so Glawe. Die von der EU geförderte Machbarkeitsstudie hatte dem FLINT-Balancer ein hohes Marktpotenzial für viele Branchen bescheinigt.
Das Unternehmen im Wismarer Hafen
Die Firma KIS Kran- und Industrieservice GmbH wurde am 01. Dezember 1997 als Familienunternehmen in unmittelbarer Nähe zur Werft und dem Hafen gegründet. Der Betrieb mit 61 Mitarbeitern und neun Auszubildenden ist auf die Instandhaltung sowie den Neubau von Maschinen- und Anlagenkomplexen im Schiffbau und weiterer Industriebranchen spezialisiert. Als Industriedienstleister ist die KIS GmbH vorrangig in der maritimen Industrie im Einsatz, zudem nicht nur im Wismarer Holzcluster, sondern beispielsweise ebenfalls in Nordrhein-Westfalen oder für Maschinenbauerunternehmen in Bayern und Baden-Württemberg bzw. im europäischen Ausland in Frankreich, Schweden und Dänemark aktiv.
Wirtschaftsminister Glawe lobte das überdurchschnittliche Ausbildungsengagement des Familienbetriebes: „Wer in seinem eigenen Unternehmen Verantwortung für die hochqualifizierte Ausbildung des Nachwuchses übernimmt, sorgt auf diesem Wege für ausreichend Fachkräfte für die Zukunft.“
Seit der Gründung wird in dem Familienunternehmen ausgebildet. 2016 wurde die KIS Kran- und Industrieservice GmbH Wismar zum dritten Mal in Folge von der IHK zu Schwerin als TOP-Ausbildungsbetrieb ausgezeichnet. „Wir wollen darüber hinaus unsere Position als Servicedienstleister mit weiteren gezielten Qualifizierungsmöglichkeiten unserer Mitarbeiter stärken“, sagte KIS-Geschäftsführer René Wenzel. „Seit vergangenem Jahr bieten wir so unter anderem erstmals auch Leistungen für Offshore-Plattformen und Windräder an. Dazu wurden fünf Mitarbeiter in anspruchsvollen Offshore-Weiterbildungen geschult und so für Einsätze in Nord- und Ostsee fit gemacht.“
Wirtschaftsministerium unterstützt vor Ort
Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit unterstützt das innovative Projekt der KIS Kran- und Industrieservice GmbH in Wismar mit ihrem Projektpartner, dem Rostocker Fraunhofer-Anwendungszentrum Großstrukturen in der Produktionstechnik (Fraunhofer AGP), aus Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) in Höhe von 165.000 Euro. Das Projektvolumen beläuft sich auf rund 416.000 Euro.