Smooth & soft – Traditionsbäckerei will Roggen wieder zum Verkaufsschlager machen – Wirtschaftsministerium unterstützt innovatives Projekt

Glawe: Handwerk mit Erfahrung setzt auf natürliche Produkte und neue Ideen

04.04.2016
Traditionsbäckerei

Fotos: Holger Gniffke. Geschäftsführer Christoph Hatscher von der Bäckerei & Konditorei Hatscher GmbH & Co. KG in Stavenhagen testet mehrere Roggensorten aus regionalem ökologischen Anbau, um das ideale Ausgangsmaterial für neue und zeitgemäße regionale Spezialitäten zu finden.

Gegen unsere Urinstinkte können wir uns kaum wehren. Sie bestimmen weitestgehend unsere Essgewohnheiten. Die Menschen lieben es hell, weich und soft sowie schnell, auch wenn das der Gesundheit nicht immer zuträglich ist. Das ist ein wichtiger Grund, warum der Absatz der dunklen und eher festen Roggenprodukte immer weiter zurückgeht, obwohl diese Lebensmittel wesentlich besser zur täglichen Ernährung geeignet sind. Damit wollte sich die Bäckerei & Konditorei Hatscher GmbH & Co. KG in Stavenhagen nicht abfinden und initiierte zusammen mit der Dienstleistungsgesellschaft für Lebensmitteltechnologie und Ernährung Penzlin mbH (DLE GmbH) ein Forschungsprojekt, das durch das Wirtschaftsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern unterstützt wird.

„Das Unternehmen wird nach Wegen und Möglichkeiten suchen, eine regionale Spezialität wieder beliebter und bekannter zu machen“, sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe. „Dabei geht es um die Verarbeitung gesundheitsfördernder natürlicher Produkte aus der Region in der Tradition des Backhandwerks. Authentische Lebensmittel, die ohne Chemiebaukasten auskommen und trotzdem dem heutigen Geschmack entsprechen - das ist ein vielversprechender Ansatz, um den Kunden von hochwertigen Erzeugnissen ‚made in MV‘ zu überzeugen.“

Alte Esskultur, trotzdem cool und gesund

„Ziel unseres Projektes ist es, neue Backwaren aus Roggen zu entwickeln, die den Erwartungen moderner Verbraucher entsprechen“, betonte Bäckermeister Christoph Hatscher. „Durch die Verwendung regional angebauter und besonderer Roggensorten wollen wir Gebäcke entwickeln, deren Eigenschaften denen von Weizenbackwaren nahe kommen. Wegen der gesundheitlichen Vorteile des Roggens in Verbindung mit den hierzulande günstigen Anbaubedingungen wollen wir vergessene Getreidesorten wieder beleben, um daraus mit Hilfe moderner Technologien leckere weiche Brötchen oder helleres Brot herzustellen.“

Das auf zwei Jahre angelegte Projekt „RegioSecale“, wobei Secale als lateinischer Begriff für Roggen steht, ist inzwischen erfolgreich angelaufen. In Kooperation mit der DLE Penzlin GmbH und der Hochschule Neubrandenburg werden aktuell fünf Roggensorten aus regionalem ökologischen Anbau getestet. „Unser Favorit ist der helle Lichtkornroggen“, erläuterte Projektpartner Holger Gniffke von der DLE Penzlin GmbH. Es gibt sehr unterschiedliche Roggensorten, die eigentlich erst durch die weitere Verarbeitung dunkler werden. „Einerseits suchen wir geeignetes Ausgangsmaterial für neue und zeitgemäße regionale Spezialitäten, andererseits wollen wir die Farbgebung auch im Verarbeitungsprozess beeinflussen und das Nachdunkeln verhindern.“

Darüber hinaus ist vorgesehen, durch den Zusatz von ergänzenden pflanzlichen Inhaltsstoffen, beispielsweise aus Blaubeeren aus regionaler Herkunft, weitere positive Effekte zu erzielen. Roggen ist eine Getreideart, die hauptsächlich in Deutschland, im Baltikum, in Finnland und Russland verbreitet ist und in diesem Landstrich seit langem geschätzt wird. Die gesundheitsfördernde Wirkung ist wissenschaftlich nachgewiesen.

Wirtschaftsministerium unterstützt vor Ort - Tradition trifft auf Innovation

Das Wirtschaftsministerium fördert das Vorhaben aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von rund 92.000 Euro. Insgesamt belaufen sich die Projektausgaben auf rund 263.000 Euro. Für Forschung, Entwicklung und Innovation in Mecklenburg-Vorpommern stellt das Wirtschaftsministerium in der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 Mittel in Höhe von insgesamt 168 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung. „Wir wollen die Potenziale der Wissenschaft des Landes für die Entwicklung der mittelständischen regionalen Wirtschaft nutzen. Schwerpunkt sind dabei Zukunftsfelder in internationalen Wachstumsmärkten beispielsweise wie Ernährung, Gesundheit und Mobilität“, betonte Glawe.

Die Bäckerei & Konditorei Hatscher GmbH & Co.KG besteht bereits in vierter Generation und seit 75 Jahren. Die Dienstleistungsgesellschaft für Lebensmitteltechnologie und Ernährung Penzlin mbH (DLE GmbH) wurde im vergangenen Jahr gegründet. Die DLE ist auf Dienstleistungen im Bereich der Produkt- und Technologieentwicklung in der Ernährungswirtschaft spezialisiert. „Im kommenden Jahr wollen wir unsere neuen Roggenprodukte präsentieren“, kündigten Hatscher und Gniffke an. Die sollen dann nicht nur lecker schmecken, sondern auch cool, hell und weich und trotzdem gesund sein.